Drohnen Luftfahrthelfer mit ehrgeiziger Mission: Ulrich Grabowski will innovative Fluggeräte fördern
Mit seiner börsennotierten EAMD will der Manager Mittelständlern helfen, Ideen für Drohnen und neue Fluggeräte umzusetzen. Doch das Vorhaben ist nicht einfach.
31.12.2022 | von Jens Koenen
Geplante Lieferdrohne „Whisper“ © EAMD
Frankfurt Das Geschäftsmodell ist besonders, die damit verbundenen Herausforderungen sind es allerdings auch. Ulrich Grabowski will mittelständischen Firmen unter die Arme greifen, die zwar gute Ideen für eine grüne Luftfahrt haben, denen es aber an Geld fehlt, diese umzusetzen. Das Mittel dazu ist seine European Aeromarine Drones AG, kurz EAMD.
„Viele der mittelständischen Firmen, die innovative Ideen haben, leben derzeit von Fördergeldern“, sagt Grabowski dem Handelsblatt. Es fehle ihnen aber Kapital, um an den Markt zu gehen. „Wir bieten diesen Unternehmen eine Beteiligung an.“
Mit dem Geld könnten dann Prototypen fertiggestellt und marktfähige Flugzeuge oder Drohnen entwickelt werden. „Wir begleiten den Vertrieb“, sagt Grabowski. „Zudem bereiten wir politisch den Boden für solche neuen Ansätze und können international agieren.“
Es sind ehrgeizige Pläne, die der Betriebswirt und Wirtschaftsinformatiker hat. Zwölf Jahre war Grabowski in verschiedenen Führungspositionen beim ADAC für Strategie und Vertrieb zuständig. Danach war er im Vorstand der Axa-Versicherungsgruppe. Zuletzt hat der Manager mehrere Start-ups begleitet.
Sein jüngstes Projekt steckt noch in den Anfängen. EAMD ist zwar seit Ende 2021 an der Börse, der Kurs ist seitdem von gut zwei Euro auf mehr 40 Euro gestiegen. Bei einer Marktkapitalisierung von rund 15 Millionen Euro reichen allerdings schon Aktienkäufe in kleinerem Umfang, um die Bewertung nach oben zu treiben. Zudem werden die Papiere im sogenannten Freiverkehr gehandelt, für den es deutlich geringere Zulassungsbeschränkungen gibt – mit entsprechend höheren Risiken.
Eine Beteiligung und eine Kooperation gibt es bisher
Grabowski weiß um die Nachteile, etwa beim Thema Kapitalbeschaffung. „Wir führen derzeit Gespräche mit 54 Investoren wegen einer Kapitalerhöhung. Es ist aber immens schwer, Geldgeber zu gewinnen“, räumt er ein. EAMD bewege sich in einer Nische, die zwischen zwei Märkten angesiedelt sei. „Risikoinvestoren lehnen uns ab, weil wir schon an der Börse sind. Klassische Geldgeber sagen uns häufig, dass es noch zu früh für ein Investment ist“, sagt Grabowski.
Helfen könnten der Geschäftsidee des Managers die wachsenden Probleme von Start-ups, an frisches Geld zu kommen. Grabowski verweist auf erste Beteiligungen und Kooperationen. So hat EAMD vor wenigen Wochen eine Partnerschaft mit Jedsy geschlossen. Das Schweizer Unternehmen hat eine Lieferdrohne entwickelt, die an einer Start- und Landerampe andocken kann, die zum Beispiel an Balkonen installiert wird.
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Auch gehört seit einiger Zeit die Mehrheit an der RS Red Eagle aus Brandenburg zum Portfolio. In das Unternehmen hat der Sportflugzeughersteller Reiner Stemme Aero die Entwicklung von zwei Drohnen eingebracht. Das kleinere Fluggerät „Whisper“ für den regionalen Einsatz soll 2023 zum ersten Mal abheben. Die größere Drohne „Explorer“ soll längere Distanzen bewältigen und bis zu einer Tonne Fracht befördern können. Die Marktreife ist für 2024 geplant.
Ulrich Grabowski © EAMD
Dabei kommen zunächst hybride Antriebe zum Einsatz: Primär fliegt das Fluggerät elektrisch, ein Verbrenner-Booster kann aber als Hilfsaggregat zugeschaltet werden, etwa über bewohntem Gebiet. Aber auch Wasserstoffantriebe stehen laut Grabowski auf der Agenda.
Zunächst hat der Unternehmer Arbeitsflugzeuge etwa für Rückversicherungen, das Katastrophenmanagement, die Geocodierung oder die Aufklärung bei der Polizei oder in der Verteidigung im Blick. Später seien aber auch Flugzeuge für die bemannte Luftfahrt denkbar. Aktuell käme die Nachfrage primär aus dem Ausland, etwa aus Istanbul oder von einem afrikanischen Staat für die Grenzaufklärung und die Überwachung der Fischerei.
Bisher erzielt EAMD keinen Umsatz
„Wir nehmen nur Firmen in unser Portfolio auf, die in spätestens zwei Jahren ihren Prototyp präsentieren können. Und wir schauen uns vor allem Unternehmen in Familienhand an“, erläutert der EAMD-Chef das Vorgehen. Es gebe in diesem Bereich eine ganze Reihe von europäischen Firmen, die für klassische Investoren zu klein seien, mit mehreren davon führe man „intensive Gespräche“.
Wegen der geringen Größe und der Notierung im Freiverkehr fällt EAMD bei den meisten Analysten durchs Raster. Einschätzungen zu finden ist deshalb schwer. Immerhin haben die auf den Mittelstand spezialisierten Experten von GBC Research die Aktie im Sommer auf ihre Beobachtungsliste genommen.
Zwar werde das Unternehmen im laufenden Geschäftsjahr wohl keinen Umsatz erzielen, rechnen die Analysten vor. Aber für 2024 trauen sie EAMD Erlöse von gut sieben Millionen Euro zu.
Im ersten Halbjahr 2022 musste das Unternehmen laut Zwischenbericht einen Verlust nach Steuern von rund 200.000 Euro hinnehmen. Die Eigenkapitalquote lag bei gut 65 Prozent, die vorhandenen Eigenmittel seien ausreichend, um die Aufwendungen aus der laufenden Geschäftstätigkeit zu decken, heißt es in dem Bericht.
Ob EAMD am Ende groß und finanzstark genug ist, um die ehrgeizigen Pläne von Grabowski in der stark regulierten Luftfahrt zu realisieren, bleibt offen. Der Manager ist fest davon überzeugt: „Unser Ziel ist eine grüne Flugzeugwirtschaft, und dabei geht es nicht um Flugtaxen.“