Energiekonzern Gewinn mehr als verdoppelt – RWE profitiert von angespannten Energiemärkten
Überraschend hat der Energiekonzern vorläufige Jahreszahlen vorgelegt. Gleich mehrere Geschäftsbereiche von RWE verdienen dank der hohen Preise mehr Geld.
25.01.2023 | von Kathrin Witsch und Catiana Krapp
Windenergiepark © imago images / Jochen Tack
Düsseldorf Der Essener Energiekonzern RWE hat dank hoher Strom- und Gaspreise im vergangenen Jahr deutlich mehr Gewinn gemacht als erwartet. 3,2 Milliarden Euro Gewinn verbucht das Unternehmen laut vorläufigen Zahlen, die RWE am Mittwochnachmittag bekannt gab. Die Prognose lag bei 2,1 bis 2,6 Milliarden Euro. Im Vorjahr 2021 hatte der Dax-Konzern 1,5 Milliarden Euro Gewinn gemacht. Die RWE-Aktie stieg nach der Meldung um bis zu 2,8 Prozent.
Vor allem die Gaskraftwerke rentierten sich dank hoher Strompreise: 2021 trug das Segment Wasser/Biomasse/Gas nur 731 Millionen Euro zum Gewinn vor Steuern und Abschreibungen (Ebitda) bei, für 2022 rechnet RWE in dem Bereich mit einem Ebitda von 2,3 Milliarden Euro. Die endgültigen Zahlen will RWE am 21. März vorlegen.
Der Konzern erklärte dazu, die höheren Erträge stammten vor allem „aus dem kurzfristigen Kraftwerkseinsatz und höheren internationalen Erzeugungsmargen. Die Kraftwerke kamen aufgrund ungünstigerer Windverhältnisse am Jahresende verstärkt zum Einsatz.“ Auch vom Energiehandel profitierte RWE außerordentlich. Hier konnte das Unternehmen das Ebitda von knapp 770 Millionen Euro auf 1,2 Milliarden Euro steigern.
Die hohen Energiepreise, unter denen im vergangenen Jahr viele Unternehmen und Privathaushalte litten, bedeuten für Energiehändler und -erzeuger wie RWE höhere Verkaufspreise und meist auch höhere Gewinne. Wo über viele Jahre Strom für 30 oder 40 Euro je Megawattstunde gehandelt wurde, kassierten einige Erzeuger im vergangenen Jahr in der Spitze zwischen 400 und 600 Euro.
Aktuell hat sich der Preis auf einem deutlich niedrigeren Niveau etwas beruhigt. Eine Megawattstunde Strom im tagesaktuellen Handel kostet um die 200 Euro. Auch die Gaspreise sind im vergangenen Jahr massiv gestiegen. Aktuell hat sich der Markt auch hier jedoch stabilisiert. Eine Megawattstunde Erdgas kostet im Moment etwa 55 Euro pro Megawattstunde – im Sommer waren es zeitweise 350 Euro.
RWE investiert 2022 deutlich mehr
RWE hat im vergangenen Jahr indes auch die Investitionen erheblich gesteigert. Sie wuchsen auf 4,4 Milliarden Euro gegenüber 2,9 Milliarden Euro im Geschäftsjahr 2021. RWE baut damit kräftig Kapazitäten bei den erneuerbaren Energien auf. Anfang 2022 nahm RWE den Offshore-Windpark Triton Knoll vor der britischen Küste in Betrieb. Zum Ende des Jahres ist zudem der Offshore-Windpark Kaskasi vor Helgoland ans Netz gegangen.
Ob RWE in diesem Jahr ähnlich stark von seinen Kraftwerken profitieren kann, steht allerdings infrage. Denn die Bundesregierung hat im vergangenen Jahr beschlossen, sogenannte Zufallsgewinne bei Stromerzeugern abzuschöpfen, um damit die Entlastungsprogramme für Millionen von Verbrauchern mitzufinanzieren. RWE-Chef Markus Krebber fürchtet, dass diese geplante Erlösabschöpfung ein Dämpfer für das Geschäft werden könnte: „Wir rechnen mit einer signifikanten Belastung.“
RWE betont, im Gegensatz zur Entwicklung im internationalen Kerngeschäft werde das deutsche Kohle- und Kernenergiegeschäft voraussichtlich geringere Ergebnisbeiträge zum Geschäftsergebnis 2022 liefern als im Vorjahr. RWE hatte zuletzt massiv in der Kritik gestanden, weil der Konzern das Dorf Lützerath in Nordrhein-Westfalen abreißt, um seinen Braunkohletagebau Garzweiler II auszuweiten.
Eine Einigung mit der Bundesregierung sieht vor, dass RWE zwei Kohlekraftwerksblöcke bis 2024 weiterlaufen lässt, um eine sichere Energieversorgung in Deutschland zu gewährleisten, und dafür bis 2030 vollständig aus der Kohleverstromung aussteigt.