Meinung Anti-Fracking, Anti-Atomkraft, Anti-CO2-Speicherung: So wird das nichts mit der Energiewende
Deutschland überlässt anderen jene Energiequellen und Technologien, die hierzulande umstritten sind. Doch das Kalkül, unbequeme Themen ins Ausland zu verlagern, wird nicht aufgehen.
08.02.2023 | von Kathrin Witsch
Demonstration gegen Erdgasfördermethode Fracking © dpa
Düsseldorf Frackinggas aus den USA, Atomkraft aus Frankreich und CO2 nach – Norwegen? Ja, Hauptsache, der deutsche Durchschnittsbürger muss sich seine Finger nicht schmutzig machen. Seit Jahren ist die Antwort auf unbequeme Themen sehr bequem: einfach auslagern.
Die nächste Debatte wird sich um die Frage drehen, wo unvermeidbare CO2-Emissionen gespeichert werden sollten. Und die Antwort muss lauten: auch in Deutschland. Das gilt sowohl für Teile der Grünen, die sich gegen dieses Thema sperren, als auch für große Teile der Bevölkerung selbst.
Schon einmal hatte der Kohlekonzern RWE versucht, das Thema CO2-Abspaltung und -Speicherung (CCS) hierzulande voranzutreiben. Und ist grandios gescheitert. Vor allem an den Widerständen in der Bevölkerung. Das war auch richtig so. Erstens sollte die CCS-Technologie nie als Rechtfertigung für den Weiterbetrieb von fossilen Kraftwerken eingesetzt werden. Sondern nur dann, wenn es um wirklich unvermeidbare Emissionen geht, wie bei der Zementproduktion. Das dürfte die Akzeptanz schon einmal deutlich steigern.
Zweitens sollte sich die Speicherung wohl eher unter dem Meeresboden abspielen – als unter Kuhweiden in Schleswig-Holstein. Auch das sollte die Bevölkerung milder stimmen. Aber wenn sich die Bundesregierung für den Einsatz von CCS entscheidet – und den bezeichnet selbst der Weltklimarat als unumgänglich –, dann muss das schädliche Gas zumindest in Teilen auch unter deutschem Boden verpresst werden.
Man kann nicht auf der einen Seite nach der Klimawende rufen und auf der anderen Seite fordern, dass das CO2 aber wohl bitte in Norwegen gespeichert wird. Das ist unredlich.
Stattdessen wollen die meisten nicht nur kein Fracking vor der Haustür, gegen das Windrad demonstrieren sie genauso leidenschaftlich. Neuerdings sogar gegen Solarparks. In Nordrhein-Westfalen hat sich dafür eine eigene Initiative gebildet. Das Motto: „Nicht vor unserem Gartenzaun“. So kann das mit der Energiewende ja nichts werden.