E-Commerce Größter deutscher Online-Zahlungsdienstleister: Italiener steigen bei Computop ein
Nexi steigt beim größten deutschen Zahlungsdienstleister für den Onlinehandel ein. Die beiden Computop-Gründer halten weiterhin die Mehrheit.
01.08.2023 | von Elisabeth Atzler
Hauptsitz von Nexi in Mailand © Reuters
Frankfurt Der italienische Zahlungskonzern Nexi steigt beim deutschen Branchenführer Computop ein. Die Nexi Group erwirbt einen Anteil von 30 Prozent an dem Bamberger Unternehmen.
Die Beteiligung greift rückwirkend zum 1. Januar 2023, teilte Nexi am Dienstagmorgen mit. Nexi hat in den vergangenen Jahren bereits mehrere Firmen übernommen, auch Concardis aus Deutschland gehört zum Konzern.
Zum Kaufpreis schweigen die beiden Unternehmen. „Mit dem Verkauf der Anteile ist eine Kapitalerhöhung in zweistelliger Millionenhöhe verbunden“, sagte Ralf Gladis, einer der Gründer und Co-Geschäftsführer von Computop. Nexi kommt nach Kapitalerhöhung und Anteilskauf auf eine 30-Prozent-Beteiligung.
Gladis und Co-Gründer Frank Arnoldt trennen sich von je 15 Prozent an Computop, sie hatten die Firma 1997 gestartet. Gladis zufolge ist es vorstellbar, dass sie weitere Anteile an Nexi veräußern. Computop kam als Zahlungsdienstleister bei deutschen Onlineshops zuletzt auf einen Marktanteil von rund 35 Prozent, wie das EHI, ein Forschungsinstitut des Handels, ermittelte.
Boomendes Geschäft, aber geringe Margen
Durch die Beteiligung wächst die Konzentration in der Branche, die lange stark zersplittert war und durch nationale Anbieter dominiert wurde. Paymentfirmen wickeln im Auftrag von Händlern Zahlungen an der Ladenkasse sowie zunehmend im E-Commerce ab.
Einen kleinen Teil des Transaktionsvolumens erhalten Anbieter wie Worldline von Händlern als Gebühr. Das Geschäft boomt durch den langfristigen weltweiten Trend zu mehr digitalen Zahlungen. Doch angesichts der niedrigen Margen ist der Konkurrenzdruck enorm. Für die Anbieter geht es darum, möglichst viele Zahlungen über ihre Systeme abzuwickeln und so die Kosten je Transaktion zu drücken.
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Gemessen an der Marktkapitalisierung von gut 10,4 Milliarden Euro ist Nexi die Nummer zwei unter den europäischen Zahlungsdienstleistern. Das französische Unternehmen Worldline, zu dem die deutsche Firma Payone gehört, kommt auf 10,3 Milliarden Euro. Adyen ist an der Börse gut 52 Milliarden Euro wert.
Aus Sicht von Nexi-Deutschlandchefin Carola Wahl ergänzen sich die deutsche Nexi-Tochter Concardis und Computop sehr gut. Concardis hatte selbst versucht, stärker in das Geschäft mit E-Commerce-Zahlungen einzusteigen, kommt aber nur auf einen minimalen Marktanteil. „Wir kennen uns und arbeiten seit vielen Jahren zusammen“, sagte Wahl, die seit Jahresbeginn für Nexi arbeitet. Die deutschen Banken hatten Concardis Anfang 2017 an Finanzinvestoren verkauft.
Computop soll eigenständiges Unternehmen bleiben
Computop soll als eigenständige Firma und mit eigener Marke bestehen bleiben. Auch die Kooperation mit dem Concardis-Wettbewerber VR Payment, der zur genossenschaftlichen DZ Bank gehört, bleibe bestehen, sagte der Gründer Ralf Gladis. Das Unternehmen hat seinen Hauptsitz in Bamberg und aktuell 170 Beschäftigte.
Im vergangenen Jahr wickelte Computop laut Gladis ein Transaktionsvolumen von rund 30 Milliarden Euro ab, vier Milliarden Euro weniger als 2021. Der Computop-Manager führt als Grund für die Entwicklung den Umsatzrückgang im deutschen E-Commerce an. Laut dem Handelsverband HDE sanken die Umsätze im Onlinehandel um 2,5 Prozent auf knapp 85 Milliarden Euro.
Zudem habe Computop sich von Umsätzen aus den Bereichen Glücksspiel und Erotik getrennt, die 2,5 Prozent der Kundschaft ausgemacht hätten. Concardis meldet mit seinem Acquiring-Geschäft ein Transaktionsvolumen von 38 Milliarden Euro.